Podiumsdiskussion Alternativen zur militärischen Friedenssicherung

am 7.September zum Thema

„Alternativen zur militärischen Friedenssicherung“

Dr. Klaus Stephan Otto, Vorstandsmitglied Forum Ziviler Friedensdienst e.V.,

berichtete über dessen Zielsetzung, Aufbau und Arbeit.

vgl. www.forumZFD.de

In der politischen Diskussion hat sich der Begriff Ziviler Friedensdienst etabliert. Was im ein-zelnen darunter verstanden wird, ist gegenwärtig einem dynamischen Diskussionsprozeß unterworfen.

  • Der Zivile Friedensdienst zielt darauf ab, die Idee der aktiven Gewaltfreiheit in den inner-gesellschaftlichen und internationalen Auseinandersetzungen zu stärken und durch eine Institutionalisierung eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzeptes einzuleiten. Ziel ist, mittels ausgebildeter Fachkräfte gewaltvermindernd und -vorbeugend auf Kon-flikte im In- und Ausland einzuwirken. Er ist plural organisiert, in ihm arbeiten zivilgesell-schaftliche Gruppen und Organisationen zusammen.
  • Der Zivile Friedensdienst wendet sich an Männer und Frauen jeden Alters. Das Mindest-alter liegt bei 23-25 Jaren. Für einen Zivilen Friedensdienst sind sowohl Berufserfahrung als auch Lebenserfahrung wichtige personenbezogene Kriterien. Daher sind bei Men-schen mittleren oder fortgeschrittenen Alters besondere Eignungen zu erwarten.
  • Ein Ziviler Friedensdienst ist nur als Freiwilligendienst denkbar.
  • Voraussetzung für eine Mitarbeit im Zivilen Friedensdienst ist eine qualifizierte Vorberei-tung, die auch eine Grundausbildung in Ziviler Konfliktbearbeitung umfasst. Die Fähig-keit, als Dritte Partei konstruktiv und gewaltfrei mit Konflikten umzugehen, muß gelernt werden. Das forumZFD hat ein Curriculum für eine einjährige Ausbildung entwickelt und kann hierbei auf die fundierten Erfahrungen aus einem Modellprojekt im Bundesland Nordrhein-Westfalen verweisen.
  • Ausgebildete Fachkräfte leisten in der Regel einen ein- bis zweijährigen Projekteinsatz. Projektträger sind Nichtregierungsorganisationen oder internationale Organisationen, die mit lokalen Partnern im Konfliktgebiet zusammenarbeiten. Voraussetzung für eine Tätig-keit ist eine Einladung durch die ausländische Partnerorganisation. Wünschenswert ist, daß nach einigen Jahren projektorientierter Ausbildung ein Pool ausgebildeter Fachkräfte auch kurzfristig für Einsätze zur Verfügung steht.
  • Der Zivile Friedensdienst versteht sich in einem Konflikt als Dritte Kraft, die versucht, Blockaden in den Kommunikationsprozessen zwischen Konfliktparteien aufzubrechen (Mediation). Er wendet sich besonders an gesellschaftliche Akteure auf mittlerer und un-terer Ebene. Dabei greift er auf unterschiedliche Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung zurück und setzt auch auf die gewaltvermindernde Präsenz als internationaler Beobach-ter.
  • Besondere Konstellationen können es notwendig machen, Hilfe für Opfer zu organisie-ren, die Einhaltung von Menschenrechten zu fordern, zivilgesellschaftliche und demo-kratische Prozesse zu fördern oder die Reintegration von Flüchtlingen und Vertriebenen zu begleiten. Diese Situationen bedürfen einer besonders sorgfältigen Vorbereitung, da es nicht einfach ist, hier die Allparteilichkeit der Fachkräfte glaubwürdig aufrecht zu er-halten.
  • Institutionell kann ein Ziviler Friedensdienst als ein Kooperationsverbund von Projektträ-gern, ihren ausländischen Partnerorganisationen und Ausbildungsträgern verstanden werden. Dazu ist eine Koordinierungsstruktur notwendig. Das forumZFD sieht in dieser Aufgabe einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt.

In Deutschland klafft eine große Lücke zwischen dem wachsenden Bedarf an ziviler Kon-fliktbearbeitung sowie an Krisen- und Gewaltprävention einerseits und den bislang nur be-scheidenen Kapazitäten und wenig entwickelten Infrastrukturen in diesem Feld andererseits.