Zum Gedenken an Christa Voigt

15. März 1936–10. Februar 2011

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Photo of Christa Voigt
Foto von Friedrich Heilmann

Als Kind hat Christa den Krieg hassen gelernt, als sie während des Zweiten Weltkriegs und danach 10 Jahre lang ohne Vater aufwachsen musste. So war sie von Anfang an mittendrin, als sich mit ihrer tatkräftigen Unterstützung aus Wohn­zimmer­gesprächen von Gleichgesinnten die Initiative Friedenssteuer, ab 2003 der Verein Netzwerk Friedenssteuer, entwickelte.

Anfang der 80er Jahre setzten sich Christa und Klaus Martin mit aller Konsequenz und trotz der Mühen für ihre Berufs- und Familienarbeit gegen das „Militärsteuer”-Zahlen und für die Gewissenfreiheit beim Zahlen der Steuern ein. Sie brachten es dabei im Jahr 1991 bis zum ersten und einzigen Verfahren vor dem Bundesfinanzhof.

Ausgehend von ihrer persönlichen Überzeugung als Quäker haben Christa und Klaus Martin ihr Engagement für die Friedens­steuer als zivilen Ungehorsam verstanden. Es war ihrem Einfluss zu verdanken, dass die Quäker 1984 während der Pyrmonter Jahresversammlung eine Erklärung abgaben, die das Anliegen der Friedenssteuerbewegung bis heute unterstützt.

Dank Christas Initiative und durch ihren Einsatz für die Militärsteuer-verweigerung konnte der Kontakt mit Gleichgesinnten in Deutschland und in der ganzen Welt geknüpft und aufrechterhalten werden. Christa war in der internationalen Bewegung der Steuerverweigerung aus Gewissensgründen (CPTI—Conscience and Peace Tax International) das erste deutsche Vorstands­mitglied.

Bei religiösen Anlässen—so bei der Ersten Ökumenischen Versammlung in Basel 1989—hat sie zusammen mit Klaus Martin ihr Anliegen in einem Minderheitsvotum untergebracht und damit den Grundstein dafür gelegt, dass dieses Anliegen in die Schlusserklärung der Weltversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Seoul aufgenommen wurde.

Auf ihre ganz persönlich überzeugende Art hat Christa es verstanden, die sachlichen Aspekte immer auch in Bezug zu den Menschen zu setzen, mit denen sie ihre Wege gemeinsam ging. Ein authentischer mitmenschlicher Austausch war stets ihr besonderes Anliegen. Diesem Anspruch gerecht zu werden, gelang ihr so gut, weil sie besonders warmherzig und freundlich-zugewandt war. Sie teilte ihre Gefühle und Gedanken gern mit anderen, und vor allem: sie konnte feinfühlig zuhören! Und wie herzerfrischend klang ihr Lachen!

Wir behalten dich, liebe Christa, in Erinnerung als entschieden und couragiert in deinem Eintreten für eine friedlichere, lebenswerte Welt. Wir sind dankbar für das, was du uns gegeben hast und für alles, was in uns weiterlebt.